SY Thetis
Informationen und Gedanken zu einer Bavaria 820
Dienstag, 20. Mai 2008
A never ending story
bav820, Dienstag, 20. Mai 2008, 20:54
Neue Segel müssen her, das war schon letztes Jahr klar. Man kann doch nicht mit den schmutzigen alten Dingern am Sonntag Nachmittag inmitten der blendend weissen (Segel) Pracht herumschippern. Was macht man also? Man geht zum nächsten Segelmacher - und bekommt erst mal einen Schock. Anscheinend leben sämtliche Millionäre Deutschlands am Ufer des Chiemsee. Anders kann ich mir die dortigen Preise für Segel nicht erklären.

Aber da gibt es ja noch die vielen anderen Segelmacher im Internet. Also fleissig Internet gesurft, Messen besucht und Angebote verglichen. Letztendlich kamen dabei Rollfock, Groß, Vorsegelpersenning, Lazy Bag und Lazy Jack raus - zu einem annehmbaren Preis wie ich meine. Ich bin zwar kein Freund von großen Rabattorgien, aber man brauchte da gar nicht groß nachzufragen um einen Messerabatt und einen Komplettpreis zu bekommen.

Das Ganze Anfang Dezember 2007 bestellt - unbedingt noch vor der Boot in Düsseldorf weil danach die Lieferzeiten stark ansteigen - und gleich komplett bezahlt, wegen Barzahlungsrabatt halt...
Dann kommt der Winter ins Land und man hat andere Dinge im Kopf. Die ersten Sonnenstrahlen im Februar wecken auch die Erinnerung an die neuen Segel. Eigentlich müssten die versprochenen 6-8Wochen Lieferzeit schon rum sein. Also mal nachgefragt und auf nächste Woche vertröstet. Die Segel sind im Anflug heisst es. Gefertigt wird wohl in Asien, aber was machts, nähen können die schon. Zwei Wochen später hat der neue Spediteur immer noch Probleme die Ware heran zu schaffen - hängt wohl im Zoll.

1. April, die Saison beginnt, aber ohne neue Segel. Dann, Mitte des Monates die Erlösung, das Paket ist da. Dazwischen viele, viele Emails und Anrufe. Am Wochenende gleich aufs Boot um die Segel auszuprobieren und die Maße für die Persenninge zu nehmen. Sind Sonderanfertigung und wird nach den tatsächlichen Maßen am Boot gefertigt.
Erst mal schnell das Groß hochgezogen. Schnell dauerte dann doch 30 Minuten. Die neuen Mastrutscher am Vorliek wollten einfach nicht in die Mastnut rein. Nach viel quetschen, Einsatz eines Schraubenziehers und abgebrochener Fingernägel (auch bei Männern gibt es so was) war das Ding oben. Stand auf den ersten Blick OK auch wenn ich die Segellatten nicht drinnen hatte. Das Vorliek ging bis oben rauf, nur das Unterliek erschien mir etwas kurz, das hätte sicher 10cm länger sein können. Hatte ich dem Hersteller nicht die genauen Maße des Baums zugeschickt und ihn darum gebeten das neue Groß etwas länger zu machen als das Alte welches ich zur Ansicht und wegen genauer Lage der Kauschen etc. zur Verfügung gestellt hatte. Was solls, die paar Zentimeter machen zwar etwas Segelfläche aus, aber daran soll es nicht scheitern.

Jetzt war die Rollreffgenua dran - eine 135% Genua. In die Nut des Vorstags eingefädelt und nach oben gezogen. Überraschung am unteren Ende des Vorlieks, der Keder (das Tau im Vorliek welches in die Nut des Vorstags kommt) reichte bis ganz nach unten. Keine Spur von einem Rücksprung für den Einfädler der in ca. 1m Höhe liegt. Dann ein Blick nach oben. Da fehlte noch ein ganzer Meter bis zum oberen Ende der Rollreffanlage. Kurz die Fockschot angeknotet - was war das, das Segel ging gerade mal bis zum Mast und keinen Zentimeter weiter nach hinten. Soll das eine Genua sein?

Was dann folgete habe ich oben schon beschrieben (Anrufe und Emails). Kann gar nicht sein, war die Antwort, wir haben die Segel doch genau nach ihren Mustern gemacht... Das war des Rätsels Lösung, man hatte nicht auf den Auftrag oder das Angebot geschaut, meine Maßzeichnungen ignoriert und einfach die alten Segel kopiert. Bei der Fock hatte man sich auch noch vermessen und das Ding einen Meter zu kurz gemacht.
Seitdem warte ich auf meine Genua. Versprochene Lieferung ist jetzt Anfang Juni. Immerhin kamen in der Zwischenzeit die Vorsegelpersenning und das Lazy Bag sowie meine alten Segel.
Und die Moral von der Geschicht? Gib deinem Segelmacher deine alten Segel niemals nicht - und such dir einen aus der näheren Umgebung aus - oder fahr die alten Lappen noch ein Jahr länger.
Nachtrag am 30.Mai:
Heute klingelte der UPS an der Türe. Die Genua ist da! Übermorgen ist Sonntag, da wird sie ausprobiert, hoffentlicht passt alles.

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren



Freitag, 15. Februar 2008
Umbauten und Neuerungen
bav820, Freitag, 15. Februar 2008, 17:44
Ein Schiff von 23 Jahren bedarf natürlich auch einiger Modifikationen und Umbauten, je nachdem was der Vorbesitzer schon gemacht hat. Thetis wurde vom letzten Vorbesitzer nur auf einem Binnensee gesegelt, entsprechend niedrig waren seine Ansprüche an Modernisierung. Nach dem Kauf war meine erste Aufgabe erst mal die Sichtung der Ausrüstung und des allgemeinen Zustandes.

Rumpf und Deck waren in einem guten Zustand, das Unterwasserschiff war neu mit VC17m gestrichen, auch gab es einige Rechnungsbelege über Reparaturen und Pflegearbeiten in der Vergangenheit.

Der Zustand der Segel war ausreichend, es gab keinerlei Risse oder Flickstellen, aber so richtig stehen wollte das Groß nicht mehr und die Farbe war auch schon mehr Beige als Weiß. Die Normalfock stand noch etwas besser, die Rollfockanlage von Furlex lies sich gut bedienen und lief sehr leichtgängig. Eine Saison fuhr ich diese Segel, dann musste ein neuer Satz her. Kurz vor Saisonende wurde ein Blister mit Bergeschlauch angeschafft welcher besonders bei Leichtwind Speed verspricht. Im Winter kam dann noch ein neues Groß und eine 135% Genua dazu. Außerdem ein Segelkleid für die Fock und ein Lazy-Bag mit Lazy-Jacks fürs Groß. Das originale Patentreffsystem von Bavaria wird dazu auch noch gegen ein Einleinen Reff ersetzt da es sowieso nicht funktionierte. Die alte Fock bleibt an Bord für schlechtes Wetter. Zwar kann man die Genua auch reffen, aber so richtig steht sie dann nicht mehr, die kleine Fock ist dagegen einfacher zu handhaben. Leider hat die Bavaria kein Kutterstag, so dass man immer die kompletten Segel wechseln muss.

Das Fockfall wird gleichzeitig erneuert da es direkt am Auge durchgescheuert ist. Wahrscheinlich ist daran der Bügel am Mast schuld welcher das Fall umlenkt. Ebenso gibt’s neue Reffleinen und neue Taue für den Baumniederholer und den Unterlieksstrecker. Vielleicht kommt auch noch ein Cunningham (Vorlieksstrecker) dazu, das bin ich so von meiner Kieljolle (einer Aquila) her gewohnt. Irgendwie komisch, wenn man mit dem Großfall arbeiten muss um das Vorliek zu trimmen.
Für den Blister braucht es keine großen Umbauten. Vorne am Bugbeschlag habe ich eine Rolle angebracht um den Blister etwas trimmen zu können. Hochgezogen wird der Blister mit dem Spifall. Relativ weit hinten im Cockpit habe ich noch eine Umlenkrolle an der Fußreling befestigt um die Blisterschoten auf die Genuawinschen umlenken zu können.

Einige der Hebelklemmen an Deck waren abgebrochen, Ersatzhebel wurden aber vom Verkäufer zur Verfügung gestellt. Nur der Ausbau der Hebel ist eine elende Fummelei.
Die Wanten waren bis auf zwei Meter über Deck mit einem weißen Kunststoff als Schutz ummantelt. Dieser war durch die UV Strahlung mürbe geworden und alle zwei Zentimeter gebrochen und bröckelte dann in kleinen Stücken aufs Deck. Im Zubehörhandel gibt es diese Kunststoffschläuche als Ersatz.
Als Instrumente waren ein analoges Echolot und eine analoge Logge sowie ein Kompass neben dem Niedergang angebracht. Nur der Kompass (Plastimo) funktionierte, Logge und Lot waren defekt bzw. funktionsunfähig. Das analoge Echolot (ein Stück fürs Museum) wurde sofort entfernt und gegen ein Instrument von Nasa (Clipper) getauscht. Der Geber im Vorschiff war glücklicherweise nicht durch den Rumpf montiert, sondern befand sich innen in einem kleinen Zylinder und konnte einfach getauscht werden. Den Zylinder mit dem neuen Geber habe ich mit einfachem Salatöl aufgefüllt was auf Anhieb funktionierte. Das analoge Sumlog SL von VDO wurde über den Winter inklusive Geber ausgebaut, repariert und die Sichtscheibe mit einer Politur für Handys aufgearbeitet und sieht jetzt wie neu aus.

Weiterhin wurde eine Windmessanlage von Nasa installiert. Dazu musste ein Kabel im Mast vom Masttop bis zum Fuß eingezogen werden. Der Geber für Windgeschwindigkeit und Richtung wurde ganz oben am Mast montiert und das Kabel an Deck getrennt. Dazu musste ein (hoffentlich) wasserdichter Stecker montiert werden. Unter Deck verläuft das Datenkabel dann zwischen der Deckenverkleidung nach hinten bis zum Instrument. Die Trennstelle an Deck ist notwendig um den Mast fürs Winterlager legen zu können.

GPS braucht man nicht unbedingt auf Binnenseen, aber zur Geschwindigkeitsmessung sind die Dinger recht gut. Bisher tat es ein einfaches GPSMap76 auf dem Schiebeluk, aber seit kurzem gibt es ein GPSMAP 182 mit großem Bildschirm. Das werde ich mit einem schwenkbaren Halter innen neben dem Niedergang befestigen. Dann kann man es entweder unter Deck verwenden oder man dreht es in den Niedergang und hat darauf eine gute Sicht vom Cockpit aus.

Die neuen Polster und die Innenverkleidung machten beim Kauf natürlich einen positiven Eindruck. Darunter sah es aber nicht so toll aus. Ich hatte mir vor dem Kauf natürlich auch andere Boote angesehen, alle hatten eines gemeinsam, wenn man unter die Kojen oder in die Bilge schaute, dann konnte einem das Grausen kommen. Staub, Dreck und Ablagerungen der letzen Jahrzehnte waren da zu finden. Thetis stellte da keine Ausnahme dar. Anscheinend legt man auf solche Kleinigkeiten wenig Wert – auch wenn man ein Boot zu einem möglichst hohen Preis verkaufen möchte.

Also war erst mal eine umfangreich Grundreinigung der unteren Stockwerke meines Bootes angesagt. Sämtliche Funde (Schlüssel, Schrauben, Werkzeug etc.) wurden sofort entsorgt und anschließend alles mit einem einfachen Haushaltsreiniger (Flüssigseife) mehrfach gereinigt. Hartnäckigen Ablagerungen ging ich mit etwas schärferen Mitteln zu Leibe. Im Prinzip war die Reinigung aber recht einfach, da die Bavaria 820 innen komplett mit Topcoat ausgestrichen ist. Jetzt sieht es auch unter den Kojen wieder ordentlich aus und man kann sofort in der Bilge (wenn man sie so nennen darf) erkennen ob Wasser ins Schiff eingedrungen ist. Dies mag zwar für manche etwas bedenklich klingen – Wasser im Schiff – aber ich habe noch kein Schiff gesehen welches wirklich völlig dicht ist. Natürlich ist der Rumpf selbst komplett dicht, aber von oben findet doch der eine oder andere Wassertropfen seinen Weg ins Schiff. Besonders bei starken Regenfällen kommt etwas Wasser durchs zweiteilige Steckschott am Niedergang oder läuft am Deckel der Backskiste vorbei in den Innenraum.
Die Rumpfdurchbrüche unterhalb der Wasserlinie für den Geber der Logge, und die Seeventile für Wasserein- und Auslass sind dicht, aber letztere praktisch nicht benutzbar weil fest.

Wie schon erwähnt machen Motorarbeiten von oben keinen Spaß. Der Deckel für die Maschine im Cockpitboden ist meines Erachtens nicht richtig dicht. Wasser kann mangels Tropfnasen teilweise an der Unterseite des Deckels entlang wandern und tropft dann in den Motorraum. Das ist jedenfalls meine Analyse nachdem sich nach heftigen Regengüssen immer etwas Wasser im Motorfundament befindet.

Strom ist auf Binnenseen rar, besonders wenn man an einer Boje liegt. Die Möglichkeiten seine Batterien zu laden sind sehr begrenzt. Entweder man findet tatsächlich einen Liegeplatz mit Steckdose oder man lässt den Motor laufen um die Batterien zu laden. Letzteres ist natürlich auch nicht unbedingt umweltfreundlich und für mich nur eine Notlösung. Deshalb habe ich mich etwas mit dem Thema Solar beschäftigt. Auch wenn man meist Gegenteiliges hört, die Sonne scheint im süddeutschen Raum doch recht häufig. Auf alle Fälle häufig genug um die Batterien unter der Woche zu füllen. Abschreckend sind zuerst mal die hohen Kosten für die „kostenlose“ Energie von der Sonne. Neben dem Solarpanel wird auch noch ein Regler benötigt und einige weitere Kleinigkeiten welche richtig ins Geld gehen. Gelohnt hat sich die Anschaffung meines Erachtens schon. Die Batterien sind am Wochenende immer voll und das reicht auch mal für eine Nacht an Bord. Mein Solarregler ist übrigens in der Lage zwei Batterien getrennt zu laden, wobei die Starterbatterie Vorrang hat. Gleichzeitig sieht man auch den Lade- bzw. Entladestrom sowie die Batteriespannung und den Ladezustand der Batterien.
Ein Problem ist die optimale Anbringung und Ausrichtung des Solarpanels. Die Sonne wandert im Laufe des Tages von Ost nach West, das Panel ist aber fest mit dem Boot verbunden. Dieses richtet sich erschwerend auch noch nach dem Wind aus. Von einer Ausrichtung im 45 Grad Winkel wie man es auf Hausdächern sieht, bin ich deshalb wieder abgegangen. Das Solarpanel liegt jetzt flach im Cockpit auf den beiden Sitzen. Abgesehen von einer etwaigen teilweisen Abschattung durch Mast und Baum kommt so die Sonne jedenfalls unabhängig von Tageszeit und Windrichtung immer zum Panel. Der Einfallswinkel ist sicher nicht optimal, aber der Ladestrom genügt meinen Anforderungen.

Schon bei der ersten Besichtigung ist mir ein Regler für eine Warmluftheizung aufgefallen, ebenso die Abgasöffnung am Heck. Leider habe ich nicht genau genug nachgesehen, denn später bemerkte ich, dass zwar sämtliche Verkabelung für die Dieselheizung vorhanden ist, das Heizgerät selbst aber nicht. Wahrscheinlich hat man es in grauen Vorzeiten mal wegen eines Defekts ausgebaut und nie ersetzt. Im Prinzip kein Beinbruch, da mir solche „Kleinfeuerungsanlagen“ sowieso nicht geheuer sind.

Den 2-flammigen Spirituskocher vom Typ Origo musste ich erst mal Grundreinigen, seit dem läuft er aber zufrieden stellend. Groß Kochen ist sowieso kein Thema, aber das Wasser für einen Kaffee warm machen kann man gut damit. Was ich nie richtig in den Griff bekommen habe ist das elendige Rußen wenn man einen Topf drauf stellt, so wie der etwas unangenehme Geruch des verbrennenden Spiritus. Angeblich soll Qualitätsspiritus nicht rußen, aber das kann ich nicht bestätigen.
Die isolierte Eisbox sieht nach entsprechender Reinigung auch wieder gut aus, ob das elektrische Kühlelement im Deckel der Box funktioniert konnte ich noch nicht ausprobieren. Dazu muss ich erst mal eine vernünftige 12 Volt Steckdose in der Nähe anbringen. Die billigen Verlängerungskabel aus dem Baumarkt sind schon bei der ersten Sichtung im Müll verschwunden.

In einem anderen Absatz schreibe ich etwas über Bootspflege. Derzeit spiele ich mich mit dem Gedanken mir eine Persenning für das Boot zu beschaffen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wenig Pflege ein Deck braucht, wenn es nur gut mit einer Persenning abgedeckt ist. Lediglich der Preis schreckt mich noch davon ab – das günstigste Angebot liegt bei €2.200,-; dann vielleicht doch lieber schrubben und polieren?
Nun zum Thema Kleinteile und Unnötiges Zubehör. Blättert man durch die Kataloge der einschlägigen Ausrüster, so könnte man locker nochmals den Kaufpreis des Bootes in Zubehör investieren. Auch ich kann mich nicht ganz diesen Verlockungen entziehen, glücklicherweise siegt meist die Vernunft und man beschränkt sich auf „sinnvolles“ Zubehör.

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren