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Informationen und Gedanken zu einer Bavaria 820
Menschliche Bedürfnisse
bav820, Freitag, 15. Februar 2008, 17:44
Dazu muss gesagt werden, dass sich unser Boot auf einem Binnensee befindet in den man keinerlei Abwässer einleiten darf; was auch völlig in Ordnung ist, man möchte das Wasser ja auch noch trinken. Bis vor ein paar Jahren schrieb die Gesetzgebung sogar vor alle 5 Jahre beim TÜV vorstellig zu werden und dort wurde unter anderem auch die Verplombung der Einlässe und Auslässe kontrolliert. Heute überlässt man dies dem Besitzer selbst, das ändert aber nichts am Einleitungsverbot.

Kurzum, die Seeventile wurden wahrscheinlich schon viele Jahre nicht mehr benutzt. Eine richtige Toilette gibt es deshalb auf fast keinem Binnenschiff. Nun ist man auch auf einem Binnensee oft viele Stunden auf dem Boot und verspürt über kurz oder lang ein menschliches Bedürfnis. Bekanntermaßen gibt es dazu verschiedene Ansätze, stets hat man aber unterschwellig ein schlechtes Gewissen wegen Gewässerverunreinigung. Abgesehen von der traditionellen Entsorgung mittels Eimer und viel Wasser, was nicht jedermanns Sache ist, besteht die häufigste Lösung in einer Trockentoilette namens Porta Potti. Im Prinzip eine saubere Sache – bis man das Ding entleeren muss. Also ran an den Steg, das Unterteil vorsichtig über die Reling balancieren und damit über den Steg an Land und dann in der nächsten Toilette entsorgen. Dann den umgekehrten Weg wieder zurück. Das Ganze möglichst nicht an Sonn- und Feiertagen oder wenn reger Badebetrieb herrscht.

Wir haben uns anfänglich auf die traditionelle Art der Entsorgung beschränkt. D.h. wenig trinken, öfters an den Steg fahren oder an Land rudern und manchmal auch ums Boot herum schwimmen – wohlgemerkt fürs kleine Geschäft! Für Notfälle gibt es an Bord eine Toilette von Cactus mit den entsprechenden Beuteln.

Alles in allem kein erfreuliches Thema und wie ich denke eine absolute Grau- und Tabuzone auf Binnenseen. Abgesehen vom Bodensee gibt es an keinem See im süddeutschen Raum eine wirkliche Entsorgungsstation für Fäkalien. Wenn man bedenkt wie viele Boote sich an einem schönen Wochenende alleine auf dem Ammersee oder Starnbergersee tummeln (darunter auch recht große Schiffe), dann möchte ich nicht wissen was da alles an einem Nachmittag so in den See gelangt.
Das Fehlen von Entsorgungsstationen ist für mich eine echte Marktlücke. Dabei ist meines Erachtens nicht unbedingt der Gesetzgeber gefragt, sondern die Marinas, Werften, Gemeinden und Segelclubs welche einen Großteil der Infrastruktur an den Binnenseen stellen

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