SY Thetis
Informationen und Gedanken zu einer Bavaria 820
Umbauten und Neuerungen
bav820, Freitag, 15. Februar 2008, 17:44
Ein Schiff von 23 Jahren bedarf natürlich auch einiger Modifikationen und Umbauten, je nachdem was der Vorbesitzer schon gemacht hat. Thetis wurde vom letzten Vorbesitzer nur auf einem Binnensee gesegelt, entsprechend niedrig waren seine Ansprüche an Modernisierung. Nach dem Kauf war meine erste Aufgabe erst mal die Sichtung der Ausrüstung und des allgemeinen Zustandes.

Rumpf und Deck waren in einem guten Zustand, das Unterwasserschiff war neu mit VC17m gestrichen, auch gab es einige Rechnungsbelege über Reparaturen und Pflegearbeiten in der Vergangenheit.

Der Zustand der Segel war ausreichend, es gab keinerlei Risse oder Flickstellen, aber so richtig stehen wollte das Groß nicht mehr und die Farbe war auch schon mehr Beige als Weiß. Die Normalfock stand noch etwas besser, die Rollfockanlage von Furlex lies sich gut bedienen und lief sehr leichtgängig. Eine Saison fuhr ich diese Segel, dann musste ein neuer Satz her. Kurz vor Saisonende wurde ein Blister mit Bergeschlauch angeschafft welcher besonders bei Leichtwind Speed verspricht. Im Winter kam dann noch ein neues Groß und eine 135% Genua dazu. Außerdem ein Segelkleid für die Fock und ein Lazy-Bag mit Lazy-Jacks fürs Groß. Das originale Patentreffsystem von Bavaria wird dazu auch noch gegen ein Einleinen Reff ersetzt da es sowieso nicht funktionierte. Die alte Fock bleibt an Bord für schlechtes Wetter. Zwar kann man die Genua auch reffen, aber so richtig steht sie dann nicht mehr, die kleine Fock ist dagegen einfacher zu handhaben. Leider hat die Bavaria kein Kutterstag, so dass man immer die kompletten Segel wechseln muss.

Das Fockfall wird gleichzeitig erneuert da es direkt am Auge durchgescheuert ist. Wahrscheinlich ist daran der Bügel am Mast schuld welcher das Fall umlenkt. Ebenso gibt’s neue Reffleinen und neue Taue für den Baumniederholer und den Unterlieksstrecker. Vielleicht kommt auch noch ein Cunningham (Vorlieksstrecker) dazu, das bin ich so von meiner Kieljolle (einer Aquila) her gewohnt. Irgendwie komisch, wenn man mit dem Großfall arbeiten muss um das Vorliek zu trimmen.
Für den Blister braucht es keine großen Umbauten. Vorne am Bugbeschlag habe ich eine Rolle angebracht um den Blister etwas trimmen zu können. Hochgezogen wird der Blister mit dem Spifall. Relativ weit hinten im Cockpit habe ich noch eine Umlenkrolle an der Fußreling befestigt um die Blisterschoten auf die Genuawinschen umlenken zu können.

Einige der Hebelklemmen an Deck waren abgebrochen, Ersatzhebel wurden aber vom Verkäufer zur Verfügung gestellt. Nur der Ausbau der Hebel ist eine elende Fummelei.
Die Wanten waren bis auf zwei Meter über Deck mit einem weißen Kunststoff als Schutz ummantelt. Dieser war durch die UV Strahlung mürbe geworden und alle zwei Zentimeter gebrochen und bröckelte dann in kleinen Stücken aufs Deck. Im Zubehörhandel gibt es diese Kunststoffschläuche als Ersatz.
Als Instrumente waren ein analoges Echolot und eine analoge Logge sowie ein Kompass neben dem Niedergang angebracht. Nur der Kompass (Plastimo) funktionierte, Logge und Lot waren defekt bzw. funktionsunfähig. Das analoge Echolot (ein Stück fürs Museum) wurde sofort entfernt und gegen ein Instrument von Nasa (Clipper) getauscht. Der Geber im Vorschiff war glücklicherweise nicht durch den Rumpf montiert, sondern befand sich innen in einem kleinen Zylinder und konnte einfach getauscht werden. Den Zylinder mit dem neuen Geber habe ich mit einfachem Salatöl aufgefüllt was auf Anhieb funktionierte. Das analoge Sumlog SL von VDO wurde über den Winter inklusive Geber ausgebaut, repariert und die Sichtscheibe mit einer Politur für Handys aufgearbeitet und sieht jetzt wie neu aus.

Weiterhin wurde eine Windmessanlage von Nasa installiert. Dazu musste ein Kabel im Mast vom Masttop bis zum Fuß eingezogen werden. Der Geber für Windgeschwindigkeit und Richtung wurde ganz oben am Mast montiert und das Kabel an Deck getrennt. Dazu musste ein (hoffentlich) wasserdichter Stecker montiert werden. Unter Deck verläuft das Datenkabel dann zwischen der Deckenverkleidung nach hinten bis zum Instrument. Die Trennstelle an Deck ist notwendig um den Mast fürs Winterlager legen zu können.

GPS braucht man nicht unbedingt auf Binnenseen, aber zur Geschwindigkeitsmessung sind die Dinger recht gut. Bisher tat es ein einfaches GPSMap76 auf dem Schiebeluk, aber seit kurzem gibt es ein GPSMAP 182 mit großem Bildschirm. Das werde ich mit einem schwenkbaren Halter innen neben dem Niedergang befestigen. Dann kann man es entweder unter Deck verwenden oder man dreht es in den Niedergang und hat darauf eine gute Sicht vom Cockpit aus.

Die neuen Polster und die Innenverkleidung machten beim Kauf natürlich einen positiven Eindruck. Darunter sah es aber nicht so toll aus. Ich hatte mir vor dem Kauf natürlich auch andere Boote angesehen, alle hatten eines gemeinsam, wenn man unter die Kojen oder in die Bilge schaute, dann konnte einem das Grausen kommen. Staub, Dreck und Ablagerungen der letzen Jahrzehnte waren da zu finden. Thetis stellte da keine Ausnahme dar. Anscheinend legt man auf solche Kleinigkeiten wenig Wert – auch wenn man ein Boot zu einem möglichst hohen Preis verkaufen möchte.

Also war erst mal eine umfangreich Grundreinigung der unteren Stockwerke meines Bootes angesagt. Sämtliche Funde (Schlüssel, Schrauben, Werkzeug etc.) wurden sofort entsorgt und anschließend alles mit einem einfachen Haushaltsreiniger (Flüssigseife) mehrfach gereinigt. Hartnäckigen Ablagerungen ging ich mit etwas schärferen Mitteln zu Leibe. Im Prinzip war die Reinigung aber recht einfach, da die Bavaria 820 innen komplett mit Topcoat ausgestrichen ist. Jetzt sieht es auch unter den Kojen wieder ordentlich aus und man kann sofort in der Bilge (wenn man sie so nennen darf) erkennen ob Wasser ins Schiff eingedrungen ist. Dies mag zwar für manche etwas bedenklich klingen – Wasser im Schiff – aber ich habe noch kein Schiff gesehen welches wirklich völlig dicht ist. Natürlich ist der Rumpf selbst komplett dicht, aber von oben findet doch der eine oder andere Wassertropfen seinen Weg ins Schiff. Besonders bei starken Regenfällen kommt etwas Wasser durchs zweiteilige Steckschott am Niedergang oder läuft am Deckel der Backskiste vorbei in den Innenraum.
Die Rumpfdurchbrüche unterhalb der Wasserlinie für den Geber der Logge, und die Seeventile für Wasserein- und Auslass sind dicht, aber letztere praktisch nicht benutzbar weil fest.

Wie schon erwähnt machen Motorarbeiten von oben keinen Spaß. Der Deckel für die Maschine im Cockpitboden ist meines Erachtens nicht richtig dicht. Wasser kann mangels Tropfnasen teilweise an der Unterseite des Deckels entlang wandern und tropft dann in den Motorraum. Das ist jedenfalls meine Analyse nachdem sich nach heftigen Regengüssen immer etwas Wasser im Motorfundament befindet.

Strom ist auf Binnenseen rar, besonders wenn man an einer Boje liegt. Die Möglichkeiten seine Batterien zu laden sind sehr begrenzt. Entweder man findet tatsächlich einen Liegeplatz mit Steckdose oder man lässt den Motor laufen um die Batterien zu laden. Letzteres ist natürlich auch nicht unbedingt umweltfreundlich und für mich nur eine Notlösung. Deshalb habe ich mich etwas mit dem Thema Solar beschäftigt. Auch wenn man meist Gegenteiliges hört, die Sonne scheint im süddeutschen Raum doch recht häufig. Auf alle Fälle häufig genug um die Batterien unter der Woche zu füllen. Abschreckend sind zuerst mal die hohen Kosten für die „kostenlose“ Energie von der Sonne. Neben dem Solarpanel wird auch noch ein Regler benötigt und einige weitere Kleinigkeiten welche richtig ins Geld gehen. Gelohnt hat sich die Anschaffung meines Erachtens schon. Die Batterien sind am Wochenende immer voll und das reicht auch mal für eine Nacht an Bord. Mein Solarregler ist übrigens in der Lage zwei Batterien getrennt zu laden, wobei die Starterbatterie Vorrang hat. Gleichzeitig sieht man auch den Lade- bzw. Entladestrom sowie die Batteriespannung und den Ladezustand der Batterien.
Ein Problem ist die optimale Anbringung und Ausrichtung des Solarpanels. Die Sonne wandert im Laufe des Tages von Ost nach West, das Panel ist aber fest mit dem Boot verbunden. Dieses richtet sich erschwerend auch noch nach dem Wind aus. Von einer Ausrichtung im 45 Grad Winkel wie man es auf Hausdächern sieht, bin ich deshalb wieder abgegangen. Das Solarpanel liegt jetzt flach im Cockpit auf den beiden Sitzen. Abgesehen von einer etwaigen teilweisen Abschattung durch Mast und Baum kommt so die Sonne jedenfalls unabhängig von Tageszeit und Windrichtung immer zum Panel. Der Einfallswinkel ist sicher nicht optimal, aber der Ladestrom genügt meinen Anforderungen.

Schon bei der ersten Besichtigung ist mir ein Regler für eine Warmluftheizung aufgefallen, ebenso die Abgasöffnung am Heck. Leider habe ich nicht genau genug nachgesehen, denn später bemerkte ich, dass zwar sämtliche Verkabelung für die Dieselheizung vorhanden ist, das Heizgerät selbst aber nicht. Wahrscheinlich hat man es in grauen Vorzeiten mal wegen eines Defekts ausgebaut und nie ersetzt. Im Prinzip kein Beinbruch, da mir solche „Kleinfeuerungsanlagen“ sowieso nicht geheuer sind.

Den 2-flammigen Spirituskocher vom Typ Origo musste ich erst mal Grundreinigen, seit dem läuft er aber zufrieden stellend. Groß Kochen ist sowieso kein Thema, aber das Wasser für einen Kaffee warm machen kann man gut damit. Was ich nie richtig in den Griff bekommen habe ist das elendige Rußen wenn man einen Topf drauf stellt, so wie der etwas unangenehme Geruch des verbrennenden Spiritus. Angeblich soll Qualitätsspiritus nicht rußen, aber das kann ich nicht bestätigen.
Die isolierte Eisbox sieht nach entsprechender Reinigung auch wieder gut aus, ob das elektrische Kühlelement im Deckel der Box funktioniert konnte ich noch nicht ausprobieren. Dazu muss ich erst mal eine vernünftige 12 Volt Steckdose in der Nähe anbringen. Die billigen Verlängerungskabel aus dem Baumarkt sind schon bei der ersten Sichtung im Müll verschwunden.

In einem anderen Absatz schreibe ich etwas über Bootspflege. Derzeit spiele ich mich mit dem Gedanken mir eine Persenning für das Boot zu beschaffen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wenig Pflege ein Deck braucht, wenn es nur gut mit einer Persenning abgedeckt ist. Lediglich der Preis schreckt mich noch davon ab – das günstigste Angebot liegt bei €2.200,-; dann vielleicht doch lieber schrubben und polieren?
Nun zum Thema Kleinteile und Unnötiges Zubehör. Blättert man durch die Kataloge der einschlägigen Ausrüster, so könnte man locker nochmals den Kaufpreis des Bootes in Zubehör investieren. Auch ich kann mich nicht ganz diesen Verlockungen entziehen, glücklicherweise siegt meist die Vernunft und man beschränkt sich auf „sinnvolles“ Zubehör.

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