SY Thetis
Informationen und Gedanken zu einer Bavaria 820
Auf Deck
bav820, Freitag, 15. Februar 2008, 17:40
Sämtliche Fallen und Strecker sind an Deck umgelenkt und können vom Cockpit aus bedient werden. Für mich ein wichtiger Sicherheitsaspekt – auch wenn der Wilfried Erdmann immer noch gerne direkt am Mast arbeitet und von dort seine Segel setzt - oder "hochreißt" wie er in einem seiner Bücher schreibt.
Die Fock/Genuaschienen sind recht lang und meines Erachtens gut platziert. Man kann sie zwar nicht per Leine verstellen, aber das ist nicht so schlimm.
Die Taue werden neben dem Niedergang aufgerollt und mit einfachen Bändern mit Druckknöpfen festgehalten. Nur sieht man dann leider nichts mehr von den dahinter liegenden Instrumenten; also nur was für den Hafen. Unterwegs lassen wir einfach sämtliche Taue durch den Niedergang ins Schiff fallen. Damit ist das Cockpit schön aufgeräumt und man kann sich nicht so schnell irgendwo verheddern. Nachteilig daran ist, dass nun alles auf dem Boden unter Deck liegt. Aber eine bessere Lösung ist mir bisher noch nicht eingefallen.
Der lange Traveller ist direkt vor dem Niedergang angebracht. Das hat den Nachteil, dass man den Niedergang versperrt wenn die Großschot mittschiffs steht, aber immer noch besser als so ein langes Ding mitten quer durchs Cockpit. Leinenverstellung für den Traveller gibt es leider nicht, nur zwei verstellbare Stopper mit Rastknöpfen links und rechts bei denen man immer Angst hat, sich die Finger einzuquetschen. Also mal schnell den Traveller fieren wenn eine Böe kommt ist nicht so einfach. Wenn man aber vorausschauend (bevor zu viel Druck auf den Stoppern lastet) den Traveller nach Lee holt, dann funktioniert er recht gut. Auf alle Fälle hat der Traveller keine Alibifunktion sondern ist ein echtes Trimminstrument.
Die Pinne liegt zwar gut in der Hand, ist aber viel zu lange geraten. Bei Manövern sind grundsätzlich die Beine des Vorschoters im Wege. Im Winter wird deshalb eine neue, kürzere Pinne laminiert. Gesteuert wird sowieso meist der besseren Übersicht wegen vom Seitendeck aus und dafür gibt es einen Pinnenausleger mit Teleskopstange.
Ein Autopilot (Autohelm 2000) ist auch vorhanden. Ist schon eine feine Sache wenn man mal beide Hände für andere Arbeit frei haben möchte. Die Steuereinheit für den Autopiloten ist außen neben dem Niedergang angebracht und kann bei Nichtgebrauch einfach entfernt werden.
Die Laufflächen nach vorne und das Vorderschiff sind mit Antirutschbelag (Treatmaster) belegt. Optisch sicher nicht mehr erste Wahl, aber die Kanten sind alle noch fest mit dem Deck verbunden und von der Funktion (rutschhemmend) her tut’s der Belag noch gut.
Die Seereling ist ca. 60cm hoch und die Relingsfüße stecken in recht stabilen Aufnahmen an Deck.
Bugkorb und Heckkorb sind aus VA Material, außerdem gibt es auf dem Kajütdach noch zwei Handläufe (ebenfalls aus VA Stahl) und am Bug einen Bugbeschlag mit Ankerrolle.
Eine stabile, komplett um das Schiff laufende Fußreling aus Alu mit Langlöchern verhindert, dass man bei Nässe mit den Füssen von Deck rutscht und bietet auch die Möglichkeit Blöcke und andere Dinge daran zu befestigen.
Außen am Schiff ist eine Scheuerleiste aus Gummi befestigt und bietet wenigstens etwas Schutz bei Berührungen mit dem Steg oder anderen Schiffen.
Vorne und hinten sind jeweils zwei große Belegklampen zum festmachen vorhanden.
Die Bavaria 820 ist mit 4 Winschen von Enkes ausgestattet. Die Arbeitswinschen auf der Kajüte sind recht klein, aber ausreichend für Fock- und Großfall. Die etwas größeren Genuawinschen auf den Seiten sind zweigängig und leider nicht selbstholend. Man muss also immer gleichzeitig kurbeln und leicht an der Schot ziehen. Unter den Genuawinschen befinden sich zwei Schwalbennester für Schoten. Sind mir persönlich aber zu klein geraten (oder meine Genuaschoten sind zu dick und zu lange); außerdem bildet sich darin schnell eine Art Moosbelage weil Wasser nicht richtig abläuft.
Das Rigg ist ein 7/8 Rigg wobei der Mast in einer kräftigen Mastschiene steht und mittels Bolzen gehalten wird. Es gab für die Bavaria 820 als Sonderausstattung auch eine Mastlegevorrichtung, wie das bei dem relativ hohen Mastgewicht funktionieren soll kann ich mir aber nicht vorstellen.
Der Baum wird über eine Dirk gehalten. Im Baum verlaufen auch die Leinen für das „Patentreffsystem“ welches ich aber sofort gegen ein Einleinenreff getauscht habe, da viel zu schwergängig.
Das geteilte Achterstag macht das Einsteigen von Heck recht einfach. Ursprünglich war es wohl mal mit einer 4:1 Talje trimmbar, aber der Vorbesitzer hat darauf verzichtet und es gibt jetzt keine Möglichkeit den Mast per Achtertag zu trimmen.
Achtern gibt es eine klappbare Badeleiter welche im geschlossenen Zustand gleichzeitig ein Teil der Heckreling bildet.
Recht angenehm sind die langen und breiten Sitzflächen im Cockpit. Da kann man sich auch mal richtig hinlegen und ist von vorne durch den Aufbau gut gegen Wind geschützt.
Leider ist das verwendete Teak schon sehr stark verwittert und an den Rändern bildet sich schnell Moos. Mit etwas schleifen und anschließender Pflege lässt sich das aber wieder in Ordnung bringen.
Insgesamt drei Luken mit getönten Scheiben sorgen für viel Licht im Innenraum. Dazu kommt noch das Schiebeluk über dem Niedergang.
Das Cockpit ist selbstlenzend durch zwei Wasserabläufe im Boden. Einen Teil des Cockpit Bodens kann man hochklappen und kommt dann von oben an die Maschine und den Saildrive ran. In der Praxis braucht man dazu aber sehr lange Arme oder muss sich als Schlangenmensch irgendwo zwischen Maschine und Bowdenzüge hineinzwängen um vernünftig am Motor arbeiten zu können.
Am Bug befindet sich ein geräumiger Ankerkasten mit Deckel.

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